Letzte Woche war ich in Dedza. Die kleine Stadt liegt südlich von der Hauptstadt Lilongwe, direkt an der Grenze zu Mosambik. Auf dem Dedza-Mountain kann man nicht nur mit wunderschönem Ausblick wandern gehen. In den umliegenden Bergen gibt es auch verschiedene Höhlenmalereien zu sehen!
Die ältesten dort auffindbaren wurden von den Pygmies, einer Gruppierung zentralafrikanischer Ureinwohner, vor ca. 10.000 Jahren gemalt (auf den Bildern in rot zu sehen). Sie zeigen verschiedene Elemente des Alltags der Einheimischen und wurden genutzt, um ihre Kinder zu unterrichten. So sind zum Beispiel die Sonne und der Mond, Abbildungen von Tieren oder deren Skeletten oder Gebrauchsgegenstände, wie ein Speer und Leitern zu erkennen. Diese wurden unter anderem auch für die Malereien selbst genutzt, da sich die Pygmies durch einen relativ kleinen Körperbau auszeichneten.
An anderen Stellen in der Umgebung sind deutlich jüngere, aber keineswegs weniger interessante Malereien zu sehen. Sie sind um die 2000 Jahre alt und wurden von den Chewa gemalt.
In Malawi sind einige „Tribes“ vertreten. Verschiedene ethnische Gruppierungen mit unterschiedlichen Traditionen und Sprachen, wobei die Chewa eine der prägnantesten Gruppierungen darstellt. So versteht zum Beispiel jeder Einheimische unabhängig von der Sprache seines Tribes Chichewa, die Sprache der Chewa.
Ich fand diese Abbildungen sehr interessant, da man die dort gezeigten Traditionen stets regelmäßig zu sehen bekommt, wenn man hier unterwegs ist. Zu erkennen sind verschiedene Tiere. Im Kontext der Chewa sind diese allerdings nicht als tatsächliche Tiere zu verstehen. Es sind die Masken der Gule Wamkulu abgebildet.
Dies ist eine „geheime Gesellschaft“ innerhalb der Chewa, die zu unterschiedlichen Anlässen mit verschiedensten Kostümen und Maskierungen, oft tanzend durch die Dörfer gehen. Durch ihre Masken weiß niemand, wer sich darunter befindet und somit auch nicht, wer ein Gule ist.
Jede Tiersymbolik der Masken steht hierbei für etwas anderes. Zu dem Initiationsritual, bei dem der Übergang von Mädchen zu Frauen zelebriert wird, ist zum Beispiel ein Eindrucksvoller Tanz einer Eidechsen-Maske zu sehen. Dafür wird ein hoher, gerader Baumstamm ohne Äste aufgestellt. Der Gule Wamkulu klettert mit musikalischer Begleitung auf diesen und tanzt auf der Spitze des Stamms in Bauchlage.
Zu anderen Anlässen sind auch große, aufwändig gestaltete Zwei-Mann-Kostüme, die Ziegen oder Löwen darstellen, zu sehen. Sie werden dazu häufig von anderen Masken begleitet, die zwar keinen Tieren, dafür aber Menschen ähneln und durchaus etwas gruselig aussehen können.
All dies zeigen auch die Höhlenmalereien. Hier haben die Chewa sowohl verschiedenste Tiere, als auch Menschen festgehalten. Bis zum nächsten Mal!
Bastian Bokern (Abiturjahrgang 2024, aktuell: freiwilliges soziales Jahr in Malawi)